Steffen Patzold (Jg. 1972) ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Tübingen. Zuletzt erschienen im Hiersemann Verlag: Presbyter. Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich.
Steffen Patzold
Presbyter Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich
Reihe: Monographien zur Geschichte des Mittelalters
Band-Nr.: 68
ISBN: 978-3-7772-2023-9
196,00 €*
Presbyter Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich
Reihe: Monographien zur Geschichte des Mittelalters
Band-Nr.: 68
ISBN: 978-3-7772-2023-9
Das Leben der Landpfarrer im Frühmittelalter
Wie lebte und arbeitete der Priester an einer kleinen, gewöhnlichen Kirche auf dem Land in der Karolingerzeit? Wie wurden überhaupt die einfachen Gemeinden in Lateineuropa jenseits der prestigeträchtigen Bischofssitze kirchlich organisiert und betreut? Und welche Faktoren haben diese kirchliche Strukturierung des Landes vorangetrieben? Die Geschichtswissenschaft hat diese Prozesse seit dem späten 19. Jahrhundert mit dem Modell der sogenannten »Eigenkirchen« erklärt: Demnach errichteten grundbesitzende Laien solche Eigenkirchen gleichsam als Kapitalanlage, um mit ihnen regelmäßige Einkünfte zu erzielen – vor allem in Form von Zehnten und Oblationen der Gläubigen. Erst in der Gregorianischen Reform des 11. Jahrhunderts seien Eigenkirchen als Institution verurteilt und der Zugriff von Laien auf Kirchen durch das Patronat neu geregelt worden. Das Buch zeigt, wie sehr dieses Modell Vorannahmen des 19. Jahrhunderts verhaftet ist, und es schlägt ein anderes Erklärungsmodell vor: Dieses Modell nimmt Priester und ihre Gemeinden als Akteure mit eigenen Handlungsspielräumen ernst und sieht im Streben nach moralischer Besserung und nach Kontrolle von Mobilität wesentliche Faktoren der kirchlichen Strukturierung.Steffen Patzold (Jg. 1972) ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Tübingen.
"Steffen Patzold ist mit seinem Buch weit mehr als nur die klar begründete und differenzierte Dekonstruktion der Stutz’schen Eigenkirche gelungen. Er bietet ein anschaulich und anregend geschriebenes klug argumentierendes Modell zur Erklärung der frühmittelalterlichen Kirchenorganisation, […]"Aus: Historische Zeitschrift, Band 313/1 (2021)Subskriptionspreis für Bezieher der Reihe und für Vorbestellungen € 178,–, danach € 196,–
InhaltVorwortI. EinleitungII. Die Lehre von der Eigenkirche1. Ulrich Stutz’ Thesen2. Die Rezeption der Stutz’schen Lehre in der Forschung3. Die Zeitgebundenheit der Lehre: Unterscheidungen des 19. JahrhundertsIII. Rahmenbedingungen: Correctio und Kirchenorganisation1. Correctio als Ziel: Wissen, Handeln, Gnade und Macht2. Ein neuer Typus eines Geistlichen: der lokale Priester3. Die » Verortung « von VerantwortlichkeitIV. Eine Welt von Ungleichen: Lokale Priester und ihre Kirchen1. Zwischen Weihegrad und Amt: Wirkungsbereiche von Priestern2. Arme und Reiche: Besitz und Ausstattung lokaler Kirchen3. Priester als Mitglieder einer lokalen Elitea. Erlebald von Eppelheimb. Ado von Dauendorf4. Wege ins Amt: Eigeninitiative und Handlungsspielräume von Priestern5. Zahlen und Größenordnungen6. FazitV. Rechtsgrundlagen1. Pippin I2. Karl der Großea. Regelungen zu Kirchen im Besitz von Laienb. Weitere Regelungen zu Priestern und Kirchenc. Fazit3. Ludwig der Frommea. Das sogenannte › Capitulare ecclestiasticum ‹ von 818/19b. Die römische Synode von 826c. Das › Capitulare Wormatiense ‹ von 829d. Fazit4. Die Synoden von Toulouse 844 und Valence 8555. Hinkmars › De ecclesiis et capellis ‹6. Die sogenannte › Sammlung von Laon ‹ 7. Das Sendhandbuch Reginos von Prüm 8. FazitVI. Der Kirchenzehnt1. Typen von Zehnten2. Eine Norm ohne Praxis ?3. Wer profitierte vom allgemeinen Kirchenzehnten ?a. Normenb. Praxis4. Die Folgen des Zehnten5. FazitVII. Ausbildung und Wissen lokaler Priester1. Institutionen und Ausbildungswege2. Normvorstellungen: Was ein Priester wissen sollte3. Bücher an lokalen Kirchen und im Besitz von Priestern4. Erhaltene Exemplare von Priesterbücherna. Überblick: Familienähnlichkeit als Prinzipb. Laon, Bibliothèque Municipale, 288c. Paris, Bibliothèque nationale de France, lat. 1012d. Orléans, Médiathèque, 116 und Florenz, BML, Ashburnham 82 e. Einblicke in weitere Beispiele5. FazitVIII. Priester und ihre Familien1. Beziehungen zu Frauen2. Andere Verwandte3. Die Weitergabe von Besitz an Verwandte4. FazitIX. Priester in ihren weiteren sozialen Beziehungen1. Notwendige Nähe und gebotene Distanz: Priester und ihre Nachbarn2. Horizontale Bindungen: societates von Priestern3. Priester und ihre seniores4. Priester und ihr Diözesanbischof5. FazitX. Zusammenfassung und Folgerungen1. Zur Kritik der Eigenkirchenlehre2. Eine alternative Geschichte3. Folgerungena. Die Reichweite der Correctiob. Zur Gregorianischen Reformc. Zur Frühgeschichte der PfarreiXI. AnhangXII. Verzeichnisse1. Abkürzungen2. QuellenHandschriftenGedruckte Quellen3. LiteraturXIII. Register1. Personen2. Orte
Mischa Meier, Steffen Patzold
Gene und Geschichte Was die Archäogenetik zur Geschichtsforschung beitragen kann
Reihe: Zeitenspiegel Essay
Band-Nr.: 2
ISBN: 978-3-7772-2103-8
28,00 €*
Gene und Geschichte Was die Archäogenetik zur Geschichtsforschung beitragen kann
Reihe: Zeitenspiegel Essay
Band-Nr.: 2
ISBN: 978-3-7772-2103-8
Skeptische Anfragen an einen boomenden neuen ForschungsansatzNaturwissenschaftler beginnen historisch zu forschen: Mit ihren eigenen Methoden versuchen sie, neue Daten zur Geschichte zu gewinnen. Eine besonders große Rolle spielt dabei die Analyse alter DNA. Die Entschlüsselung jahrhundertealter Genome, so behaupten Fachvertreter, könne zentrale Fragen der Menschheitsgeschichte letztgültig beantworten. Die Ergebnisse werden in Teilen der Naturwissenschaften, aber auch in den Medien gefeiert: Bereits erzielte und zukünftige Erkenntnisgewinne werden als »unermesslich« gepriesen, unsere Geschichte müsse neu geschrieben werden.
In diesem Buch gehen zwei Historiker der Frage nach, welche historisch relevanten Fragen die noch junge Wissenschaft der »Archäogenetik« bisher tatsächlich beantworten konnte und inwiefern sie zu einer methodisch reflektierten Geschichtsforschung beizutragen vermag. Dafür werden diejenigen Gebiete näher betrachtet, auf denen die Archäogenetik bisher ihre spektakulärsten Ergebnisse erzielt zu haben glaubt: Migrationen und Epidemien. Die Analysen führen auf grundsätzliche Fragen: In welchem Verhältnis stehen Geistes- und Naturwissenschaften zueinander? Wie kann eine produktive Zusammenarbeit bei der historischen Forschung gelingen?Mischa Meier (Jg. 1971) ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Tübingen. Sein jüngstes Buch ist eine monumentale Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jh. n. Chr. (C. H. Beck 2019).
Steffen Patzold (Jg. 1972) ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Tübingen. Zuletzt erschienen im Hiersemann Verlag: Presbyter. Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich.
Inhalt
I. EinleitungII. Wo beginnt und was ist Geschichte?III. Wie entsteht Geschichte?IV. Was ist wahr? Unterschiede zwischen den FachkulturenV. »Unermesslicher Erkenntnisgewinn«? Ein Blick auf das Erreichte1. Zur Geschichte der Pest im 14. Jahrhundert2. Zur Geschichte der Pest im 6.–8. Jahrhundert3. Migration und Mobilität zur Zeit der sogenannten Völkerwanderunga. Die Migration der Angeln und Sachsenb. Die Migration der Langobarden nach Italien im6. JahrhundertVI. Die Vernaturwissenschaftlichung der GeschichteVII. Ausblick: Wie die Zusammenarbeit gelingen könnteVIII. LiteraturverzeichnisAnmerkungen